Hingeschaut

Helfen Hilfen? Eltern, Kinder, Jugendliche
in den aufsuchenden Erziehungshilfen in Familien

Online: 10.03.2025 |10.00 – 16.30 Uhr

Online-Fachtag im Rahmen eines politischen und fachlichen Qualitätsaufrufs für die ambulanten aufsuchenden Erziehungshilfen in Familien

Im Rahmen des 4. Fachtags der Reihe „Hingeschaut“ wird in diesem Jahr die Perspektive der Familien in den aufsuchenden erzieherischen Hilfen in den Fokus genommen.

Was an den Hilfen erleben Eltern und junge Menschen hilfreich und was nicht?
Wie werden sie mit ihren Sichtweisen, Interessen und Wünsche beteiligt und welche Chancen entstehen, wenn die Erfahrungen und Ideen der Familien in die Weiterentwicklung der Qualität der aufsuchenden Erziehungshilfen einbezogen werden?

Die Beteiligung von Familien ist auch abhängig davon, welche theoretischen Konzepte Fachkräfte für ihr Handeln heranziehen. Dabei bedarf es eines kritischen Blicks auf eine manualisiert angewandte Bindungstheorie, weil sie die Chancen, Familien und die Vielfalt ihrer Lebenswirklichkeiten zu sehen, einschränkt.

Was sind die Basics gelingender Hilfen zwischen Fachkräften und Eltern und wie können Fachkräfte Eltern so stärken, dass die Bereitschaft für wirkliche Veränderung entsteht?

Dieser Frage wird im Rahmen der Vorstellung eines Praxisentwicklungsprojektes zur Selbstorganisation von Eltern in den erzieherischen Hilfen nachgegangen. Zudem werden erste Zwischenergebnisse der ASUEVA-Studie (Aufsuchende- Familienhilfe-Evaluation) vorgestellt.

Wir werden die relevanten Fragen während des Fachtags immer wieder gemeinsam mit Eltern und jungen Menschen erörtern. In Workshops sollen auch in diesem Jahr Optionen eigenen Handelns zur „Qualitätsentwicklung vor Ort“ erarbeitet werden.

Wir freuen uns wieder auf eine rege Beteiligung. Nur wenn wir uns bewegen, bewegt sich etwas!

Birgit Averbeck, Dr. Marie-Luise Conen, Prof. Dr. Silvia Hamacher, Dr. Julia Hille, Tristan Steinberger & Stephan Post

Aufsuchende Familienhilfen: Wie werden Familien adressiert?

Aufsuchende Familienhilfen sollen Familien bei ihren Erziehungsaufgaben, der Lösung von Krisen und Konflikten, der Bewältigung von Alltagsproblemen (auch im Kontakt mit Ämtern und Institutionen) durch intensive Betreuung und Begleitung unterstützen. So sieht es die Sozialgesetzgebung vor. Der Ausgestaltung der Beziehung zwischen Fachkraft und Familie kommt also für dieses Feld eine hohe Bedeutung zu. Es liegt nahe, dass die Art und Weise, wie Fachkräfte in den aufsuchenden Hilfen zur Erziehung familiale Problemlagen und familiale Lebensbedigungen in den Blick nehmen, sich auf die Ausgestaltung der Hilfen zur Erziehung auswirken.

In der ASUEVA-Studie („Aufsuchende-Familienhilfen-Evaluation“) haben wir die Problemdeutungen und Adressat*innenbildern der Fachkräfte aus dem Feld der aufsuchenden Familienhilfen untersucht. Anhand der Daten der ASUEVA-Studie gehen wir den Fragen nach

1.) Welche Deutungen über familiale Problemlagen werden in der Ausgestaltung der aufsuchenden Familienhilfe bedeutsam und

2.) berichten Fachkräfte mit ‚systemischen‘ Weiterbildungen andere Problemdeutungen als Fachkräfte ohne eine solche Weiterbildung.

Vita von Holger Ziegler

Die Abgründe der Bindungstheorie. Einige Überlegungen zur Vielfalt von Familien.

Die Bindungstheorie spielt eine grundlegende Rolle in verschiedenen Anwendungsbereichen wie der Frühpädagogik, Sorgerechtsentscheidungen, und den Erziehungshilfen. Aufgrund des Universalitätsanspruches wird ein bestimmtes Menschenbild mit seinen Implikationen für Erziehung und Entwicklung für alle Familien für verbindlich erklärt. In der Realität geht dieses Modell jedoch an der Vielfalt der Lebenswirklichkeiten sehr vieler Familien und Kinder vorbei. In diesem Vortrag werden die grundlegenden Probleme dieser Sichtweise für die Erziehungshilfen diskutiert.

Vita von Heidi Keller

Aufsuchende Familienhilfen: Wie werden Familien adressiert?

1.) Welche Deutungen über familiale Problemlagen werden in der Ausgestaltung der aufsuchenden Familienhilfe bedeutsam und

2.) berichten Fachkräfte mit ‚systemischen‘ Weiterbildungen andere Problemdeutungen als Fachkräfte ohne eine solche Weiterbildung.

Vita von Barbara Richters

Erlebensperspektiven von Eltern in den Hilfen zur Erziehung:

Konsequenzen für die Hilfen und zur Unterstützung von Selbstorganisation

Wie Sichtweisen, Interessen und Wünsche von Eltern in den Alltag der Erziehungshilfen erfolgreich einbezogen werden können, stellt die Praxis noch immer vor zahlreiche Herausforderungen. Im Reformprozess des neuen Kinder- und Jugendstärkungsgesetz wurde jedoch (erneut) deutlich, dass Beteiligung eine zentrale Bedeutung für das Gelingen von Hilfen hat. Hieraus resultierte auch, dass die Selbstorganisation von Adressat*innen unterstützt und gestärkt werden soll. Voraussetzung dafür ist, dass Fachkräfte reflektieren, wie Eltern ihr Handeln empfinden und was Eltern von ihnen brauchen (und was auch nicht), damit Hilfen gelingen können.

Die Internationale Gesellschaft für erzieherische Hilfen (IGfH) hat ein Praxisentwicklungsprojekt durchgeführt, in dem Erlebensperspektiven von Eltern in den Hilfen zur Erziehung ausgewertet und gemeinsam mit Eltern und Fachkräften Bedarfe und Interessen bezüglich der Selbstvertretung erarbeitet wurden. Mit Blick auf Fragen nach Basics gelingender Hilfen zwischen Fachkräften und Eltern und der Gestaltung von Orten, in denen sich Eltern willkommen fühlen, wird der Vortrag unterschiedliche Anliegen an eine Selbstvertretung sowie deren strukturelle und fachliche Konsequenzen herausarbeiten und zur Diskussion stellen.

Vita von Nicole Knuth

Hingeschaut

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